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Vortrag Zehra Khan: “Tödliche Textilfabriken in Pakistan”

24. April 2015 | 20:00 - 22:00

Kostenlos

Am 11. September 2012 verbrannten in Karatschi/Pakistan 259 Arbeiter_innen in einer Fabrik, die fast ausschließlich für den deutschen Discounter KiK produzierte. Nicht ohne Grund wird der Tag in Pakistan „Industrial 9/11“ genannt. Kurz danach starben kamen bei einem Brand bei Tazreen Fashion in Dhaka/Bangladesch über 100 Menschen. Wieder ging es um Jeans und Shirts für deutsche, europäische und amerikanische Märkte. Ein halbes Jahr später folgte der Zusammensturz der Rana Plaza-Fabrik in Dhaka/Bangladesch, bei dem über 1000 Menschen ihr Leben verloren.
Noch immer kämpfen die Hinterbliebenen und Arbeiter_innen um angemessene Entschädigung und die Anerkennung ihres Leids. In den Fällen wo Unternehmen Zahlungen leisteten taten sie dies ohne Eingeständnis einer Schuld, ohne jegliche weitere Verpflichtung. Sie traten auf als freiwillige gutmütige Gönner. Auch mehr als 2 Jahre nach den Unglücken sind tiefgreifende Veränderungen bisher ausgeblieben. Am Arbeits- und Lebensalltag der Arbeiter_innen hat sich kaum etwas geändert. Ein Blick nach Pakistan zeigt, dass noch immer Millionen Arbeiter_innen in der Textilindustrie unter menschenunwürdigen Bedingungen schufften. Überstunden sind die Regel, Gewerkschafter_innen werden unter Druck gesetzt und die Bildung von Gewerkschaften erschwert. Kein Textilunternehmen, auch kein deutsches, wurde bisher für die Katastrophen und ihre Folgen juristisch verantwortlich gemacht. Und wir müssen auch die Frage nach unserer Verantwortung stellen. Denn wir sind nach wie vor, auch wenn wir das gar nicht sein wollen, die letzten Auftraggeber_innen der globalen Produktions- und Verwertungsketten.

Zehra Khan ist Generalsekretärin der pakistanischen Homebased Women Workers Federation (HBWWF) mit Sitz in Karachi/Pakistan und hat intensiv zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen informeller Arbeiterinnen in den Slums der 20-Millionen-Metropole geforscht. Sie verbindet in ihrer Arbeit zwei Perspektiven: der feministische Bezug auf die Situation der Frauen in einer muslimischen Gesellschaft und die Konkretion dieses Feminismus im gewerkschaftlichen Bezug auf die Rechte insbesondere von Arbeiterinnen. Die HBWWF existiert seit 2009 und ist die offizielle gewerkschaftliche Vertretung von Heimarbeiterinnen. Sie zählt mittlerweile rund 4000 Mitglieder hauptsächlich in Karatschi und Lahore und kooperiert dabei eng mit der National Trade Unions Federation (NTUF), einer der wichtigsten pakistanischen Gewerkschaftsorganisationen.

Die wichtige Rolle, die beide Organisationen heute in sozialen Auseinandersetzungen spielen, kam besonders nach dem Großfeuer in der Textilfabrik Ali Enterprises zum Tragen, bei dem am 11. September 2012 über 259 Arbeiterinnen und Arbeiter bei lebendigem Leib verbrannten. NTUF und HBWWF stellten sich sofort an die Seite der Opfer und Hinterbliebenen. Zehra Khan wurde zu einer Sprecherin des Workers Rights Movement (WRM), in dem die Überlebenden von Ali Enterprises um ihr Recht auf volle Entschädigung, aber auch für die Verbesserung der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und natürlich die grundlegende Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen streiten.

Details

Datum:
24. April 2015
Zeit:
20:00 - 22:00
Eintritt:
Kostenlos
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